1. Newsletter Betriebliches Gesundheitsmanagement

Mobbing

Mobbingstudie der BAuA:

  • Mobbing ist eine Erscheinung in Abteilungen.
  • Mobbing tritt bei partizipativem Führungsstil der Vorgesetzten selten auf.
  • Mobbing steht in Zusammenhang mit Depression
  • Mobbing-Betroffene berichten ungünstiges emotionales Befinden.
  • Mobbing steht im ungünstigen Zusammenhang mit allgemeiner und psychischer Gesundheit sowie der Arbeitsmotivation.

In der Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) wurde versucht, verschiedene Verfahren zur Erfassung von Mobbing zu bewerten: das LEYMANN Inventory of Psychic Terrorization (LIPT) und die Selbstbezeichnung als Mobbing-Opfer. Die Befragung wurde bei zwei Landesbehörden an annähernd 5000 Mitarbeitern durchgeführt. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

 

Mobbing ist eine Erscheinung in Abteilungen.
Die Studie konnte nachweisen, dass es sich bei Mobbing tatsächlich um ein Gruppenphänomen handelt. Das bedeutet für die Praxis, dass sich ein näherer Blick auf die Abteilung oder das Team an sich lohnen kann und hinter Mobbing eben auch z.B. Konflikte um Ressourcen verstecken können.

 

Mobbing tritt bei partizipativem Führungsstil der Vorgesetzten selten auf.
Partizipativer Führungsstil wird in dieser Studie als Zugänglichkeit von Vorgesetzten im Rahmen der Tätigkeitsbeschreibung erfasst. Das umfasst das Mitspracherecht bei Entscheidungen, die Mitarbeiter selbst betreffen und die allgemeine Gesprächsbereitschaft der Vorgesetzten. Wenn kein partizipativer Führungsstil gepflegt wird, so scheint sich damit die Chance für Mobbing zu erhöhen. Dieser Umstand und die oben beschriebene Bindung von Mobbing an Abteilungen unterstreichen die besondere Rolle, die Führung für Mobbing inne hat.

 

Mobbing steht in Zusammenhang mit Depression

Ein wichtiges Nebenergebnis der Studie stellt die unerwartet hohe Rate von Depressivität in der Stichprobe dar. Depressionen stellen neben Herz-Kreislauf-Erkrankung, Erkrankungen des Muskel- und Skelettapparates und Krebserkrankungen eines der großen gesundheitlichen Risiken dar (WHO, 2005). Für Depression gibt es bisher aber noch keine klaren Erkenntnisse über konkrete Ursachen. Der Studie nach steht Depression in einem bedeutsamen Zusammenhang mit Mobbing.

Mobbing-Betroffene berichten ungünstiges emotionales Befinden
Nervosität und Gereiztheit treten nicht nur bei Betroffenen auf, diese Gefühle lassen sich auch als Vorbedingung für Mobbing belegen. Das bedeutet, dass auch persönliche Merkmale auf Seiten der Betroffenen für das Verständnis von Mobbing wichtig sind.

Mobbing steht im ungünstigen Zusammenhang mit allgemeiner und psychischer Gesundheit sowie der Arbeitsmotivation
Die erwarteten negativen Auswirkungen von Mobbing ließen sich für die Gesundheit der Betroffenen wie auch für eine sinkende Arbeitsmotivation belegen.

Rechtliches

Verfahrensflut für Arbeitsrichter

Noch nie sind beim Bundesarbeitsgericht so viele Fälle eingegangen wie im vergangenen Jahr: Tausende Kläger kämpfen um Ruhegelder oder gegen Kündigungen. Streitigkeiten um Altersregelungen und Kündigungen haben die Zahl der Fälle am Bundesarbeitsgericht auf einen Höchststand schnellen lassen. Sie stieg 2011 um 38,4 Prozent auf 3421. Noch nie in der mehr als 50-jährigen Geschichte seien mehr Fälle eingegangen, sagte BAG-Präsidentin Ingrid Schmidt am 31. Januar in Erfurt. "Die Bereitschaft zur gütlichen Einigung und Bereinigung von Konflikten nimmt ab", erklärte sie.

Burnout

Burnout vorbeugen – Fachärzte, Betriebe und Krankenkassen handeln gemeinsam gegen die Überlastung am Arbeitsplatz

Berufliche Überbelastung und daraus folgende gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden für Arbeitnehmer und Arbeitgeber nehmen in Deutschland zu. Rechtzeitiges Handeln könnte verhindern, dass sich Stress am Arbeitsplatz zu einem Burnout und psychischen Erkrankungen entwickelt. Arbeitsausfall, Frührente oder gar Kündigung ließen sich dadurch vermeiden. Fachärzte für Psychosomatik haben deshalb jetzt zusammen mit Betrieben eine „Psychosomatische Sprechstunde im Betrieb“ eingeführt. Sie soll Betroffene frühzeitig erreichen und vor langen Wartezeiten auf eine Therapie bewahren. Wie dieses neue Versorgungsmodell funktioniert und was es bewirkt, stellt die DGPM zusammen mit Betriebsärzten und einer Krankenkasse auf der Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DPGM) in Berlin vor.

Psychische Belastungen

Gesundheit am Arbeitsplatz durch nachhaltige Arbeitssysteme und respektvollen Umgang

 

Der Anteil der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz ist erheblich angestiegen. Das ließe sich durch nachhaltig gestaltete Arbeitssysteme und respektvollen Umgang vermeiden, so die Expertenmeinung beim Kongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft in Kassel.

 

Wege zur gesunden, effizienten und sicheren Arbeit diskutieren rund 300 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft auf dem 58. Frühjahrskongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft (GfA) vom 22. bis 24. Februar in Kassel. Prof. Dr. Oliver Sträter, Arbeits- und Organisationspsychologe an der Universität Kassel, richtet den Kongress in Kooperation mit der Volkswagen AG Werk Kassel für die GfA aus.

“Psychische Überlastung zu vermeiden, aber auch körperliche Beanspruchungen so zu gestalten, dass älter werdende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen frühzeitig und nachhaltig unterstützt werden, ist die Aufgabe, der wir uns in Forschung und Unternehmen stellen,” so Prof. Dr.-Ing. Ralph Bruder, GfA-Präsident und Leiter des Instituts für Arbeitswissenschaft der TU Darmstadt im Pressegespräch zum GfA-Kongress mit Dr. Stefan Kreher, Leiter der Volkswagen Coaching GmbH, Niederlassung Kassel und Prof. Sträter.

„Derzeit sind mehr als 10 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage von Mitarbeitern und Führungskräften über alle Berufssparten psychischen Belastungen am Arbeitsplatz zuzuschreiben“, sagte Sträter. Seit Anfang 1990 sei eine Verdreifachung der psychischen Erkrankungen zu verzeichnen. Dabei sei die Dauer der Ausfalltage mit durchschnittlich 22,6 Tagen je Krankheitsfall, die psychisch erkrankte Mitarbeiter vom Arbeitsplatz fernbleiben, angestiegen. Diese Krankheitsdauer übersteige sogar die Anzahl der Ausfalltage aufgrund von Herz-Kreislauf- oder Muskel-Skelett-Erkrankungen, so Sträter weiter: „Moderne Arbeitswelten müssen daher eine weiterentwickelte Arbeitskultur und gute Führung etablieren.“

„Daneben bildet die Frage, wie Produktionsprozesse wirtschaftlich erfolgreich gestaltet werden und gleichzeitig Mitarbeiter gesund erhalten können einen Themenschwerpunkt der Arbeitswissenschaft“, sagte Prof. Bruder. Zu einer nachhaltigen Systemgestaltung gehörten viele Aspekte: die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen wie die Führungs- und Mitarbeiterkultur im Unternehmen. Bruder weiter: „Nicht nur angesichts des vor uns liegenden demografischen Wandels befürworte ich altersgemischte Teams sehr. Sie können besonders erfolgreich sein durch ihre Mischung aus Erfahrung und Zuverlässigkeit einerseits, aktuellerem Technikwissen und höherer Belastbarkeit unter Zeitdruck andererseits.“ Aber: „Das beste Ergebnis entsteht, wenn allen Mitarbeitern Respekt entgegen gebracht wird, unabhängig vom Alter“, unterstrich Sträter.

Neben den psychischen Belastungen im Arbeitsalltag wirkten sich zunehmender Kostendruck und zunehmende Effizienzsteigerung auch auf körperliche Aspekte menschlicher Arbeit aus. Eine menschengerechte Gestaltung der Arbeitsprozesse ist laut Prof. Bruder damit ein wichtiger Aspekt einer nachhaltigen Produkt- und Produktionsgestaltung und Thema des GfA-Kongresses.

Die Arbeitsplatzgestaltung im Volkswagen Werk Kassel basiere auf Respekt, Vorsorge und Motivation, wie Dr. Stefan Kreher sagte: „Wir achten bereits bei der Ausbildung unserer Nachwuchskräfte auf diese Prinzipien, um schon so früh wie möglich psychischen und körperlichen Belastungen vorzubeugen. In Kooperation mit dem Gesundheitswesen bei uns am Standort bieten wir in unserem Weiterbildungsprogramm außerdem Maßnahmen an, in denen die Kollegen mit den möglichen Belastungen am Arbeitsplatz umzugehen lernen und geschult werden, sich selbst vor einer Überlastung zu schützen.“

Publikationen

Schröder, L., Urban, Hans-Jürgen (Hrsg.) (2012):

Gute Arbeit. Ausgabe 2012 - Zeitbombe Arbeitsstress. Befunde, Strategien, Regelungsbedarf. Bund-Verlag: Frankfurt/Main.

Auch in der neuen Ausgabe von „Gesunde Arbeit“ steht der Schutz der psychischen Gesundheit der Beschäftigten im Mittelpunkt – als zentrale Aufgabe des Staates, der Gewerkschaft, der Betriebe und der überbetrieblichen Experten. Das Buch bietet dazu wissenschaftliche Daten, gewerkschaftliche und politische Strategieansätze sowie betriebliche Praxisbeispiele.

 

Deutsche Gesellschaft für Personalführung (Hrsg.) (2012):
PersonalFührung Heft 1/2012. Themenschwerpunkt: Psychische Belastungen im Beruf - richtig gegensteuern.

Die erste Ausgabe 2012 der „PersonalFührung – das Fachmagazin der deutschen Gesellschaft für Personalführung“ (DGFP) – berichtet ausführlich zum Thema „Psychische Belastungen in der Arbeitswelt“. In den Beiträgen werden Daten, Zahlen und Fakten geliefert sowie praxiserprobte Ansätze vorgestellt, wie psychischen Belastungen und Burnout im betrieblichen Alltag erfolgreich begegnet werden kann.

 

BKK Bundesverband (Hrsg.) (2011):
BKK Gesundheitsreport 2011. Zukunft der Arbeit. BKK Bundesverband (Hrsg.): Essen.

Der aktuelle BKK Gesundheitsreport gibt einen Überblick der gesundheitlichen Lagen und des Krankheitsgeschehens BKK versicherter Arbeitnehmer. Neben der „Dynamik der Arbeitswelt“ werden in diesem Report schwerpunktmäßig auch die Themen „Arbeit und Gesundheit“ sowie „Gestaltung gesunder Arbeit“ behandelt. Ausschlaggebend für die gewählten Schwerpunktthemen sind die steigenden Anforderungen an Arbeitnehmer und die sich ausweitende längere Lebensarbeitszeit. Vor diesem Hintergrund erhalten betriebliche Gesundheitsförderungsmaßnahmen einen neuen Stellenwert.